Der Ursprung der Schützenvereine

bie ersten Schützenvereine gab es in fast ganz Deutschland schon im Mittelalter. Sie entstanden aus Bürgerwehren, die ihre Bauernschaft, ihr Dorf oder ihre Stadt im Notfall verteidigen mußten.

landwehr Vielerorts baute man sog. Landwehren, die der Bürgerwehr als Abwehr gegen Überfälle dienten. In Maestrup ist noch heute ein Stück einer zweiwalligen Landwehr zu sehen.

Zu den notwendigen Zusammenkünften dieser Bürgerwehren gehörte der jährliche Schuss auf den Holzvogel, denn schließlich mußte der Waffengebrauch geübt werden. Von diesen "Wehrübungen" blieb im Laufe der Zeit das jährliche "Vogelschießen" als Höhepunkt des Schützenfestes erhalten, denn längst hatten die ständig einsatzbereiten Heere die Bürgerwehren abgelöst.

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Bericht von Bernhard Lammertmann über die Entstehung des Schützenvereins Maestrup

bnno 1947. Der zweite Weltkrieg ist zwei Jahre zu Ende. Die Folgen sind aller Tage spürbar. Das Leben ist in fast allen Bereichen durch Mangel und Einschränkung bestimmt. Die Menschen leidern Hunger, besonders in den Ballungsräumen des Ruhrgebietes und der Großstädte. Scharen von Hamsterern, wie diese Leute, die auf der Suche nach Lebensmitteln ausströmten, damals genannt wurden, zogen über Land. Die Presse schrieb: "die Hamsterspitzen haben bereits Schleswig-Holstein erreicht."

Die mit der Ernährungswirtschaft beauftragten Dienststellen preßten das Letzte an Getreide, Vieh, Milch, Kartoffeln, usw. aus der Landwirtschaft heraus. Zudem war das Jahr 1947 ein Dürrejahr nie gekannten Ausmaßes, was die Situation noch verschärfte. Die Rindviehweiden waren eine braungebrannte Wüste. Das hungernde Vieh konnte keine Leistung bringen. Getreide und insbesondere Kartoffeln und Rüben brachten nur mäßige Erträge. Genußmittel wie Tabak und Alkohol gab es nicht.

Findige Köpfe schritten zur Selbsthilfe. Westfalen wurde Tabakanbauland. Begabte Techniker bauten Minibrennereien. Dies wurden klammheimlich auf Dachböden und sonstigen verstecken Orten betrieben. Als Rohstoffe dienten Roggen, Zuckerrüben bzw. deren Erzeugnisse wie Schnitzel, Sirup und Zucker. Das mehr oder weniger bekömmliche Getränk, in seiner Wirkung manchmal unkalkulierbar, nannte man "Eigenheimer", "Hausmacher" oder überwiegend "Balkenbrand". Diese Technik war aber nicht immer betriebssicher. Als Beispiel ein Vorfall: In einer als Notwohnung genutzen Baracke wurde auch dieses Handwerk betrieben. Plötzlich explodierte die Anlage. Der Bereich mußte fluchtartig verlassen werden. Der Inhalt, in diesem Falle Rübensirup, verteilte sich über Möbel, Wände und Boden. Menschen kamen nicht zu Schaden, ein Brand konnte verhindert werden. Die Wiederherrichtung der Behausung in einen wohnlichen Zustand soll sehr zeitaufwändig und mühsam gewesen sein.

In dieses triste Leben suchten junge Leute etwas Abwechslung zu bringen. Mit Ziehharmonika wurde hier und da auf Bauerntennen zum Tanz aufgespielt. Dieses fand aber nicht überall Zustimmung. Viele Menschen trauerten noch um die gefallenen Söhne, Ehemänner oder Väter, oder sie lebten in Sorge um Vermißte, die noch in fernen Ländern in Kriegsgefangenschaft ausharren mußten oder nie mehr zurückkehrten.

In Maestrup wurde in dieser Hinsicht Zurückhaltung geübt. Auf dem Hofe Lammertmann lebte Atmar Hainma (geb. 1924), aus Dorpat im Estland, ein tüchtiger und zuverlässiger Landwirtschaftsgehilfe. Infolge der Kriegswirren von seinen Angehörigen getrennt, war er wie viele Ausländer aus dem Baltikum nach Greven verschlagen worden. Er sagte immer wieder: "in Maestrup nix los, wie heilige Stadt Nazareth".

Hubert Rickermann, unverwüstlicher Münsterländer Landwirt, Reitsportfreund, renomierter Pferdezüchter und passionierter Waidmann, der die gesellige Runde liebte, dabei Bier und Korn nicht verachtete, lud zu einem Sommerfest bei Bönstrup ein. Vorher hatte schon ein Probelauf nur für den Wiewelhoek zur Fastnachtszeit stattgefunden. Das wurde den übrigen Maestrupern aber erst in Nachhinein bekannt. Dieses Sommerfest wurde ein voller Erfolg. In vorgerückter Stunde und in allgemein bester Festtagslaune nutzte Hubert Rickermann die Gunst der Stunde und ergriff das Wort. Er wertete den Abend zu einem Schützenfest auf und hielt eine zündende Ansprache. Tonius Bösenberg, seiner Zeit verlobt mit seiner späteren Ehefrau Paula, wurde zum Schützenkönig gekürt. Tonius nahm den Ball auf und stellte sich. In launigen Worten dankte er für die hohe Ehre. Es wurde gefeiert bis in den frühen Morgen. Die Initialzündung war gegeben.

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bnno 1948. Im folgenden Winter, wahrscheinlich am 1. Januar 1948, fand die konstituierende Versammlung statt. Es wurde ein Vorstand gewählt, der sich wie folgt zusammensetzte: Vorsitzender: Franz Becker, Schriftführer: Theodor Bösenberg, Kassierer: Franz Kock. Zum erweiterten Vorstand zählten auch noch Heinrich Böckmann, Wilhelm Bußmann und Martin Berkemeier.

Die Mitgliederwerbung führten Theodor Bösenberg und Franz Kock durch. Fast alle Maestruper Männer und viele Anwohner der Königstraße wurden Mitglied. Beim Besuch der einzelnen Familien äußerte sich Felix Schulze Große Maestrup wie folgt: "Schützenfest in Mostrup häfft fröher auk all äs gieben. Bie Wigges is dat läste fiert wuorden. Bie dat Fest ist up de Hille wull te dull togohn." Leider ist über die näheren Umstände und Gründe des Unterganges nichts bekannt. Bernhard Wigger äußerte sich einmal wie folgt: "de jungen Lüde de willt manks lossgohn. Dat Schützenfest, dat is hier in de Buerschup von ollers her ümmer wäst. Do lot se män hengohn." Vielleicht hätte man von den seinerzeit betagten Herren einiges mehr erfahren können, wenn man dem mehr nachgegangen wäre.

Theodor Bösenberg, Mitbegründer und erster Schriftführer des Schützenvereins. Da er mal am Landratsamt in Münster beschäftigt war, verpassten ihm die Maestruper den Spitznamen "Landrat". Unter diesem Namen war er auch in ganz Greven und Umgebung bekannt.

Die ersten Mitglieder
1. Heinrich Austermann24. Franz Dudenhausen, Gimbterweg47. Bernhard Reckers
2. Anton Austrup 25. Heinrich Füchtenkötter 48. Hubert Rickermann
3. Felix Austrup26. Heinrich Frische49. Erich Reckenfelderbäumer
4. Alfons Austrup 27. Albert Gerling, sen.50. Alfons Stegemann
5. Josef Brinkkötter28. Albert Gerling, jun. 51. Josef Stegemann
6. Josef Austrup jr.29.Heinrich Gerdemann, Königstr. 52. Franz Schürhoff
7. Anton Bösenberg30. Paul Grewe, Liebigstr. 53. Ewald Schürmann
8. Franz Becker sen.31. Johannes Kolkmann, Overmannstr.54. Paul Schründer, Königstr.
9. Franz Becker jr.32. Johannes Kolkmann jr. 55. Hermann Thielager
10. Wilhelm Becker33. Franz Kock 56. Temming, Königstr.
11. Martin Bettmann 34. Heinz Kock 57. von Oy, Königstr.
12. Hermann Brokkötter 35. Otto Klingel58. Bernhard Wigger, sen.
13. Josef Brokkötter36. Willi Cramer, Königstr. 59. Franz Wigger
14. Wilhelm Bönstrup37. Bernhard Lammertmann 60. Cornelius Weilke, Liebigstr.
15. Johannes Brokmeier38. Heinrich Lammertmann 61. Willi, Ebbigmann
16. Martin Berkemeier39. Fritz Lennartz, Königstr. 62. Ludger Ebbigmann
17. Heinrich Berkemeier40. Felix Schulze Große Maestrup 63. Paul Hellmann
18. Wilhelm Bußmann 41. Heinrich Niehues64. Hock, Königstr.
19. Heinrich Böckmann 42. Dr. Neukirchen, Königstr. 65. Werner Schürmann, Königstr.
20. Johannes Berlage, Königstr.43. Josef Post 66. Ewald Ausmann
21. Josef Dertenkötter 44. Hans Pröbsting, Königstr. 67. Josef Rüsskamp
22. Wilhelm Dertenkötter45. Josef Pieper68. Josef Frische
23. Dr. Josef Conzen, Königstr.46. Fred Pröbsting, Liebigstr.

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Das erste Schützenfest

im Sommer 1948, an einem herrlich warmen Mittwoch im Juni, feierten die Maestruper das erste offizielle Schützenfest nach dem so schrecklichen Kriege. Es ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, wie sehr sich Jung und Alt auf dieses Fest freuten; aber nicht nur auf dieses, sondern auf jedes Fest des Schützenvereins; denn andere Möglichkeiten auf dem Lande zu feiern gab es im Gegensatz zu heute nicht. Heute werden den jungen Leuten wöchentlich Veranstaltungen geboten. Die einzigen Feste während des Jahres waren das Schützenfest und die Kirmes; später auch das Erntedank- und das Winterfest sowie evt. der Reiterball.

An dem Mittwoch trafen sich die Maestruper Schützen vor dem Vereinslokal Bönstrup auf der Schmedehausener Strasse, die damals direkt an der Gaststätte vorbeiführte. Mit Fahne, Blasmusik und dicker Trommel zogen sie, bewaffnet mit einem blumengeschmückten Handstock, los. Der Weg führte über die mit Basaltsteinen gepflasterte Strasse, die eine herrliche Lindenallee war - Teile sind heute noch da - gen "Beckers Büschken" ganz in der Nähe. Angrenzend an dem lag eine kleine Weide, sehr idyllisch, umgeben von dicken Wallhecken. Inmitten dieser Weide wurde eine etwa 6 m hohe Fichtenstange eingegraben, auf der der Vogel thronte. Wie Bernhard Lammertmann wusste, der Vogel war aus Futtergetreide hergestelltem Brotteig gebacken; denn Pulver und Blei standen nicht zur Verfügung und jeglicher Waffenbesitz war von der damaligen Militärregierung verboten. Als Geschosse dienten Spazierstöcke, Knüppel, halbe Ziegelsteine oder was sich gerade griffbereit anbot. Selbstverständlich fehlte das Zielwasser - der "Balkenbrand" nicht.

Wilhelm Bönstrup holte den Vogel von der Stange und nahm sich Emma Rickermann zur Königin. Frau Bönstrup war in der Gaststätte unabkömmlich. Am Abend wurde die Königin vom König, seinem Hofstaat und den Schützen mit Musik von ihrem Hof abgeholt und zum Vereinslokal begleitet. Dort fand unter Beifall der Maestruper und vieler Gäste der erste Königstanz statt. In der lauen Sommernacht spielte sich das Fest fast nur draußen vor der Gaststätte ab; getanzt wurde im Gastzimmer. Viele Festteilnehmer hatten zur Stärkung eine Flasche "Balkenbrand" mitgebracht, die man unter den Tischen entdeckte. Die Wirkung des Getränkes und die laue Sommernacht brachten eine großartige Stimmung auf, so dass viele erst, als die Sonne schon am Himmel stand, den Heimweg antraten.

Für ein junges Mädchen - damals 19 Jahre alt - war es wie für viele andere der erste "Ball". Sie lernte an diesem Abend einen ihr bis dahin unbekannten, jungen, blonden Mann kennen und feierte mit ihm ein unvergessliches Fest. Diese Freundschaft wurde mit der späteren Hochzeit besiegelt. Treu dem Schützenverein wurden sie auch König- und Kaiserpaar. (! Toni und Albert Gerling, übrigens die Autoren dieser Chronik !)

Nach dem ersten so erfolgreich gelungenem Schützenfest war der Verein auf gutem Wege. Die Mitgliederzahl wuchs, und es fanden weiterhin tolle Feste statt. Jedes Jahr fanden sich Anwärter genug, die um die Königswürde schossen, denn in Maestrup kann jeder König werden. Dabei ist die finanzielle Lage ohne Bedeutung.

Jeder König erhält einen Zuschuß vom Verein und von seinem Hofstaat. So hatte man während der Jahre keine Probleme, einen König zu finden. Eine Ausnahme bildete das Jahr 1979. Der Holzvogel erwies sich als außerordentlich widerstandsfähig. Mit eintretender Dunkelheit verließ den Schützen der Mut. Es trat eine längere "Feuerpause" ein. Einige Schützen machten sich auf den Heimweg, andere zog es zur Theke, um sich mit Zielwasser zu stärken. Zur Geisterstunde nach 24 Uhr traf der entscheidende Schuß von Ewald Austmann. Seine Ehefrau Toni und Königin wurde liebevoll mit dem Kosenamen "Königin der Nacht" bedacht.

Man versuchte mit einer Armbrust zu schießen, aber die Energie reichte wohl nicht aus, den Vogel zu Fall zu bringen. Gespannt schauten alle zu, ob der 1. Vorsitzende Franz Becker mehr Erfolg hat.
In Füchtenkötter´s Kämpken.
v.l.: Fanz Becker jr. (Overmannstr.) Wilhelm Bussmann, Heinrich Böckmann, Franz Becker sen., Heinrich Ebbigmann, Martin Berkemeier, Heinrich Gerdemann, Theodor Bösenberg, Bernhard Recker, Vordere Reihe v.l.: Leo Tönker, Anton Kolkmann, August Schürmann, Heinrich Gerdemann, Martin Bettmann, Heinrich Füchtenkötter, Hintere Reihe v.l.: Bernhard Bettmann,Viktor Stegemann,
Abmarsch zur Vogelstange Zu sehen sind von hinten links: Karl Stegemann, Heinz Becker, Ludger Wilp, Theo Mussenbrock, Ludwig Recker, Martin Bösenberg, August Schürmann, Werner Schürmann, Theo Pötter, Josef Austrup sen. Theodor Bösenberg, Martin Bettmann, Albert Gerling sen., Anton Kolkmann, Bernhard Bettmann, Viktor Stegemann jun.
Ausholen des Königspaares von 1949 Franz und Gertrud Becker. Typisch für die Nachkriegszeit ist das Schild über der Tür. Man nahm eine alte Holzplatte, bemalte und beschriftete sie. Daß unten zwei Stücke fehlten, störte damals niemanden. Vor dem Hof Viktor Stegemann fertigte Arnold Krieter aus Trümmern und Bims per Handpresse Steine. Eheleute Wiggger und Weilke, auf dem Kutschobck Heinrich Böckmann.
Traditionsgemäß wurde, wie in allen Vereinen, das Königspaar sowie die Ehrendamen- und Herren in der Kutsche gefahren.
Eheleute Dertenkötter Franz Becker, Hubert Rickermann, Heinrich Gerdemann
Oberst:
H. Frische Adjutant:
P. Hellmann
Kutscher:
Fritz Quinting jr.
auf dem Vordersitz:
Gertrud Kock,
Maria Recker
Kutscher:
H. Böckmann
auf dem Vordersitz:
Ehepaar Cornelius Weilke
Auf dem Rücksitz:
Frau Toni Wigger
Die Armbrustträger:
Heinz Becker,
Werner Schürmann,
Franz Becker.
Kinder rechts:
Gertrud Rickermann,
Anneliese Bönstrup
Auf dem Kutschbock:
? Krossor, Gehilfe bei Lammertmann,
v.li.:
Frau Gr. Maestrup
v.re.:
Frau Toni Wigger,
Frau Berlage,
Frau Bönstrup


Obere Reihe v.l.: Hedwig Kock, Emma Kock, Heinz Becker, ?, Maria Wigger, Änne Bösenberg, Felix Austrup, Theo Mussenbrock, Elisabeth Becker, Fahnenträger: Heinz Kock, Willi Becker, Albert Gerling, Hannes Kolkmann, Franz Kock, Karl Stegemann, ?, Adjutant Paul Hellmann, ?, Ludwig Stegemann, Gertrud Kock, Heinrich Lammertmann, Maria Kock, Franz Wigger.
Mittlere Reihe v.l.: Änne Austrup, Agnes Kock, Toni Wigger, Änne Pieper, ?, Hilde.., Klärchen Ebbigmann, Hilde Quinting, Margret Quinting, Ehrendame Hedwig Weilke, Ehrenherr Cornelius Weilke, Königspaar Gertrud und Franz Becker, Ehrendame Antonia Wigger, Ehrenherr Bernhard Wigger, Oberst Heinrich Frische, Angela Bettmann, Thekla Niehues, August Schürmann, Heinrich Niehues, Antonia Bussmann, Josef Stegemann, J. Brinkkötter.
Vordere Reihe sitzend v.l.: Gertrud Quinting, Drees, Theodor Bösenberg, Heinrich Böckmann, Wilhelm Bussmann, Felix Große Maestrup, Martin Berkemeier, Feldwebel Fritz Quinting, Christ. Frische, Josef Frische, Josef Austrup, Benno Vosshöller.

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Die Vereinsfahne

u den wichtigsten Anschaffungen nach Gründung des Schützenvereins gehörte eine Vereinsfahne. Da es 1948 vor der Währungsreform noch an guten Textilien mangelte, mußte man sich notgedrungen irgendwie zu helfen wissen. Man verwendete eine von der FLAK-Stellung zurückgelassene Militärzeltplane, die vom damaligen Mitglied und Malermeister Hans Pröbsting kunstvoll als Fahne bemalt wurde. Diese Fahne zeigt das neue Gründungsjahr 1948 und die Jahreszahl 1857. Laut mündlicher Überlieferung soll in Maestrup schon in diesem Jahr ein Schützenfest gefeiert worden sein; schriftliche Belege sind unseres Wissens aber nicht vorhanden.

Heinz Kock, Willi Becker, Albert Gerling

Als die wirtschaftlichen Verhältnisse es zuließen, wurde 1950 die erste richtige Vereinsfahne in Auftrag gegeben, und zwar bei Fahnen-Reuter in Münster. Die Fahne trug auf der einen Seite die Aufschrift: Schützenverein Maestrup 1948, und auf der anderen Seite das Motto: Treu zur Scholle. Beim Schützenfest 1951 wurde sie zum ersten Mal getragen und vom damaligen Pfarrer der Martinus Pfarrgemeinde - Pfarrer Hackfurt - feierlich geweiht. Die Damen des Vereins stifteten ein weißes Fahnenband.

Als diese Fahne Verschleißerscheinungen zeigte, und die finanzielle Lage des Vereins es erlaubte, beschloss man, eine neue Fahne von einer Fahnenstickerin anfertigen zu lassen. Sie trägt die gleichen Schriftsätze wie die erste Fahne, ist aber wesentlich aufwändiger in der Qualität des Stoffes und der Stickerei. Der Preis betrug mit Zubehör 4.000,- DM.

In der Fahnenstickerei: Heinz Niehues, die Stickerin, W. Becker, Alfons Bussmann.
1994 Fahnenweihe durch Pfarrer Möschel. Er sagte unter anderem: Die Fahne ist für sie ein Zeichen der Gemeinschaft.
Fahnenträger von li.: Hubertus Rickermann,
Franz Josef Gerling

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Der Fahnenschlag

s war schon früh vielerorts üblich, dass zu Ehren des Königspaares und seines Hofstaates ein Fahnenschlag vorgeführt wurde. Diese Zeremonie wünschte man sich in Maestrup auch. Franz Wigger war der erste, der sich diese Kunst aneignete, und den Fahnenschlag einige Jahre allein vorführte. Danach zu dritt.

In späteren Jahren steigerte sich die Zahl über fünf bis zu sieben jungen Fahnenschlägern. Diese große Gruppe wird im Grevener Raum respektvoll anerkannt und gelobt. Der Fahnenschlag ist immer wieder eine Bereicherung für das Schützenfest. Er wird beim Ausholen des Königspaares auf dem Hof Becker und ebenso auch abends beim Schützenball vorgeführt. Alle Festteilnehmer freuen sich jedes Jahr darauf.

Elfriede Bussmann, Alfons Bussmann, Brigitte Kock, Anette Brinkmeier
Fahnenträger:
Josef Post,
Bernhard Pieper, Stefan Recker, Fahnenschlag:
Andreas Recker, Burghard Recker, Andrea Gellenbeck, Ursula Bruns,
Richard Ebbigmann, Norbert Gellenbeck, Klaus Ebbigmann
Thomas Schürhoff,
Christina Ebbigmann,
Eva Große Maestrup,
Klaus Ebbigmann,
Katja Brockkötter,
Ralf Eilers,
verdeckt:
Mira Niehues.

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Die Vorsitzenden des Schützenvereins

Franz Becker
1948 - 1964
Alfons Austrup
1965 - 1971
Bernhard Lammertmann
1971 - 1977
Ludwig Stegemann
1977 - 1983
Heinz Niehues
1983 - 2001
Heinrich Brinkmeier
2001 - 2012
Ludger Wigger
2012 - 2016
Klaus Ebbigmann
2016-2021 / 2023 -
Keith Maitland
2021-2023

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Das Vereinslokal

ie Wirtschaft Bönstrup war von alters her eine Schank- und Kaffeewirtschaft, Ziel vieler Grevener Bürger und Treffpunkt der Bauernschaft. Vierzig Jahre war sie auch das Vereinslokal des Schützenvereins Maestrup mit dem Vereinswirtepaar Wilhelm und Änne Bönstrup.


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Der militärische Vorstand

us den Jahren 1948 bis einschließlisch 1959 sind keine Protokollbücher mehr auffindbar. Der militärische Vorstand konnte auch anhand von Bildern nur lückenhaft festgestellt werden.

OberstFeldwebelAdjutant
Heinrich Frische, 1948-1950Fritz Quinting, 1948-1949Paul Hellmann, 1948-1949
Franz Kock, 1950Franz Wigger, 1950-1951
Heinrich Böckmann, 1951Wilhelm Bußmann, 1951
Heinz Kock, 1952August Pieper, 1952
Hubert Rickermann, 1954Josef Brockkötter, 1954Albert Gerling, 1954
Franz Kock, 1955Josef Becker, 1955
Franz Kock, 1959Franz Feldhaus, 1959
Martin Berkemeier, 1960-1962Heinrich Lammertmann, 1960-1966Willi Bönstrup, 1960
Ewald Austmann, 1963Heinz Feldhaus, 1961-1977
Wilhelm Bußmann, 1965-1971Heinz Kock, 1967-1972
Ewald Schürmann, 1972-1976Heinrich Lammertmann, 1973-1978
Tono Rickermann, 1977-1980Josef Schürhoff, 1979-1998Bernhard Wigger, 1978-1980
Paul Gellenbeck, 1981-1998Klaus Bußmann, 1984-1998

Oberst Hubert Rickermann,
Adjutant Albert Gerling
Oberst Wilhelm Bußmann
Oberst Ewald Schürmann Klaus Bußmann, Paul Gellenbeck
Josef Schürhoff

Eine Anekdote, die Heinrich Lammertmann aus seiner Zeit als Feldwebel im Schützenverein zu erzählen wusste:
Vorweg: Zu den Aufgaben eines Feldwebels gehört unter anderem auch, für die gefahrlose Überquerung des Schützenzuges über die Schmedehausener Straße zum Vereinslokal zu sorgen. Einmal stand "Feldwebel" Lammertmann dort auf der Straße und hielt den Verkehr an. Ein Polizist gesellte sich dazu und meinte: "Sie tragen die Uniform eines Feldwebels, sind Sie überhaupt in der Lage, die entsprechenden Befehle zu geben?" Heinrich Lammertmann, der als Soldat den 2. Weltkrieg mitgemacht hatte, konterte schlagfertig: "Wenn Sie meine Befehle befolgen, werde ich es Ihnen schon zeigen!" Der sprachlose Polizist sprang in seinen Streifenwagen und fuhr davon.


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Protokoll der Generalversammlung 1960, geschrieben von Berhard Lammertmann:

Generalversammlung am Sonntag, den 7.2.1960, bei Bönstrup.

Zur ordnungsgemäßen geladenen Generalversammlung am 7.2.60 waren 21 Mitglieder erschienen. Erster Vorsitzender Franz Becker eröffnete die Versammlung und hieß die Mitglieder herzlich willkommen und ging zur Tagesordnung über:

Punkt 1 der Tagesordnung: Kassenbericht
Kassierer Josef Austrup gab den Kassenbericht. Der Kassenbestand ist als günstig zu bezeichnen.

Punkt 2 der Tagesordnung: Vorstandswahl
Aus dem Vorstand scheiden aus:
1 Albert Gerling, Felix Schulze Große Maestrup,
2 Josef Austrup, 3 Franz Schürhoff
Alle drei nehmen die Wahl an. (1,2,3 wurden also wiedergewählt.)

Punkt 3 der Tagesordnung: Verschiedenes
Termin des Schützenfestes
Als Termin des Schützenfestes 1960 wurde Mittwoch, der 1. Juni in Aussicht gestellt. Mit der Musik soll die Kapelle Mund beauftragt werden. Vorstandsmitglied Ludger Ebbigmann wurde mit der Bestellung beauftragt.

Militärischer Vorstand f.d. Schützenfest:

Oberst: Martin Berkemeier
Adjutant: Willi Bönstrup
Feldwebel: Ewald Ausmann bzw. Heinrich Lammertmann
Fahnenschlag: Franz Wigger (nicht anwesend)
Fahnenoffiziere: Theo Dudenhausen, Josef Stegemann, Ludger Ebbigmann
Zeltanfuhr und Aufbau: Heinrich Böckmann, Herbert Dertenkötter, Wilhelm Bußmann

Festfolge:
? Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Martinus
9.15 Uhr Antreten der Schützen zum Königschießen
15.00 Uhr Antreten der Schützen zu Ausholen des Königspaares
15.30 Uhr Begrüßung des Königspaares und anschließend Abmarsch zum Festlokal und gemeinsames Kaffeetrinken
20.00 Uhr geschlossener Festball
   
Eintrittsgeld: Mitglieder: 1,- DM
Auswärtige: 2,- DM
Kassierer z. Festball: 20 - 22 Uhr Heinrich Kock, Anton Bösenberg
22 - 24 Uhr nach Bedarf

Säumige Mitglieder, die zum Antreten der Schützen zum Königschießen nicht pünktlich erscheinen, sollen 1,- DM in die Vereinskasse zahlen.

Aufgrund der Erfahrungen aus dem Jahre 1959 anlässlich des Schützenfestes wird folgendes beschlossen:
Vereinsmitglieder, die den Vogel durch eigenhändigen Abschuss zu Fall bringen und auf die Königswürde verzichten, sind verpflichtet, ein Fass Bier von 50 L bzw. 80,- DM für die Vereinsmitglieder zu stiften. Der Vorstand entscheidet über Termin und Anlass des Ausschanks.

Vom Schützenbruder Ewald Austmann wurde der Antrag gestellt, ob es nicht möglich sei, bei den Vereinigten Schützen Grevens vorstellig zu werden, um interessierten jungen Leuten aus Maestrup die Möglichkeit zu geben, an den Schießübungen teilzunehmen. Der Vorstand wird beauftragt, entsprechende Schritte zu unternehmen. Josef Frische, Ewald Ausmann und Josef Austrup werden beauftragt, Verbindung aufzunehmen.

Das Protokoll wurde zum Schluß der Veranstaltung verlesen und einstimmig genehmigt.

1. Vositzender Franz Becker schloss die Versammlung.



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Kassenbuch 1956



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Vuegel maken

o heißt es im Schützenverein, wenn der Vogel angefertigt wird. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz in Maestrup, dass der König, der den Vogel abgeschossen hat, für das nächste Schützenfest einen neuen Vogel in Auftrag geben muß, und zwar bei den "Werkstätten" Ebbigmann, Lammertmann und Gerling, in denen abwechselnd gearbeitet wird. Die Fertigung ist meistens eine feuchtfröhliche Veranstaltung, zu der sich oft viele Helfer und Zuschauer einfinden. Hierbei hat der König, als eine seiner letzten Amtshandlungen seiner "Regierungszeit", für die nötigen Getränke zu sorgen. Wie der Vogel am Ende aussieht, hängt oft von dem Ideenreichtum der Bastler nach mehr oder weniger Alkoholgenuss ab. Mal gleicht er einer zahmen Taube, mal einer Krähe oder einem stolzen Adler. Es bleibt den Herstellern überlassen, ob der Vogel je nach Holzbeschaffenheit leicht oder viel angebohrt oder angesägt wird; denn Farbe und Efeuranken verdecken alles.

Zeitzeugen ist eine lustige Begebenheit in Erinnerung:
Es war wohl in einem der ersten Jahre des Schützenvereins. Als der Vogel fertig war, hatten die Bastler in vorgerückter Stunde die Idee, ihn dem Vereinswirt vorzuführen. Bei tiefster Dunkelheit liefen Wilhelm Ebbigmann, Bernhard Lammertmann, Heinrich Lammertmann und Albert Gerling mit einer Sturmlaterne - Petroleumlampe - durch den löchrigen, holprigen Brookesch nach Bönstrups. Beim "Hiegenwärt", wie die Gaststätte allgemein genannt wurde, stellten sie den Vogel auf die Theke und Bönstrups Wilm, voll erstaunt, spendierte sofort eine Runde, was selten vorkam. Einige Waidmänner, Pächter des Maestruper Reviers, die noch am Stammtisch sassen und natürlich sehr sachkundig in Flugwild, waren des Lobes voll; trotz der nicht so ganz einzuordnenden Vogelart. Es war ein unvergesslicher Abend, wenn auch der Heimweg um so schwieriger war.

Eines der ersten Bilder vom Vogelmachen, fotografiert im Speicher des alten Hofes Ebbigmann. Die Hofstelle mußte der Autobahn weichen. v.l. Ludger Ebbigmann, Albert Gerling, Heini Lammertmann.
v.li. Ewald Reckers, Bernhard Lammertmann, Felix Austrup, Josef Schürhoff v.li. Heinrich Lammertmann, Clemens Weber, Bernhard Lammertmann, Albert Gerling, Wilhelm Ebbigmann
Heinz Gerdemann sägt den Vogel ein
Martha Bußmann u. Ingrid Berkemeier v.li. M. Becker, Ä. Ebbigmann, M. Stegemann, T. Gerling, L. Austrup
v.li.
Josef Post,
Hubertus Kock,
Andreas Reckers,
R. Jinko,
K. Jinko,
Änne Kock,
Brigitte Kock,
Burkhard Reckers,
Wilhelm Ebbigmann
Bernhard Lammertmann
Stolz präsentieren Kinder den Königsvogel, das Bierfass und den Kaiservogel. V.li.
Nils Niehues, Martina Kock, Daniel Kock, Melanie, Angelika und Christoph Bussmann, Stefan Kock, hinten: Mira Niehues.


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Über das Vogelschießen - von der Vogelstange zum Schießstand

ie schon beim "ersten Schützenfest" erwähnt, diente in den ersten Jahren ein einfacher Holzstamm als Vogelstange, der neben Beckers Büschken in Füchtenkötters Kämpgen aufgestellt wurde. Nach den ersten einfachen Abschuß-, besser gesagt, Abwurfmethoden wurde danach mit Luftgewehr auf einen Porestavogel geschossen. Als ein Kleinkalibergewehr benutzt werden durfte, fertigte man den Vogel aus Holz an. Da kein Kugelfang vorhanden war, und natürlich einige Schützen absichtlich oder aus Nichtkönnen vorbeischossen, flogen die Kugeln oft bis in die angrenzende Bauernschaft Wentrup hinein, was folgende Begebenheit erzählt:
In der Nähe saß ein Bauer im Kirschbaum, um die leckeren Früchte zu pflücken. Dabei sollen ihm die Kugeln um die Ohren geflogen sein, so dass er fluchtartig den Baum verlassen haben soll.

Bis Ende des fünfziger Jahre kam man beim Vogelschießen mit der einfachen Holzstange aus. Sie hatte auch den Vorteil, dass sie überall und schnell aufgestellt werden konnte. Als es einmal beim Vogelschießen wie aus Eimern schüttete, stellte man die Stange kurzerhand auf Rickermanns Hof auf, der schräg gegenüber der Gaststätte Bönstrup lag, und schoß vom Tennentor aus. Es wurde ein lustiges Vogelschießen. Heinrich Austermann sollte animiert werden, den Vogel von der Stange zu holen. "Heinrich, du konns den Vuegel will runterscheiten." "Jä, Jä," grinste der Schlitzohrige mit Schalk in den Augen, "oder ik kann nich zielen. Ik giev ju hunert Glass Beer, dann motet guet sein, un dann lot mie in Ruh!" So geschah es auch; aber die großzügige Spende tat ihre Wirkung.

Wegen Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen seitens der Ordnungsbehörden war die hölzerne Stange und ohne Kugelfang nicht mehr erlaubt. Da in Maestrup nicht so schnell eine ordnungsgemäße Anlage gebaut werden konnte, nahm man 1961 den Schießstand des Schützenvereins Einigkeit Sandweg auf dem Hof Böckmann in Anspruch und das mehrere Jahre. Gastwirt Bönstrup oder vielmehr dessen Pächter übernahmen die Bewirtung, und die Damen des Vereins versorgten die Schützen mit Grillwürstchen.

Bald beschloss der Maestruper Vorstand, einen eigenen Schießstand in Bönstrups Anlagen zu errichten. 1964 erstand man preisgünstig von der VEW einen gebrauchten Hochspannungsmasten, den man zu einem Schießstand umbauen wollte. Die Genehmigung und die Fertigstellung zog sich aber noch viele Jahre hin, in denen man an verschiedenen Stellen mit Luftgewehr schoß.

Erst im Frühjahr 1978 konnte man nach erhalt der Baugenehmigung einen vorschriftsmäßigen Schießstand unmittelbar neben der Gaststätte aufstellen. Beim "Vogelstange schmücken" im Mai wurde sie mit einem kleinen Richtfest eingeweiht und beim Schützenfest erstmalig benutzt. Alle Vereinsmitglieder waren glücklich und stolz, endlich einen vereinseigenen Schießstand zu besitzen.

An diesem Schützenfest wurde zum ersten Male am Freitagabend geschossen, was trotz großer Bedenken einiger Schützen, eine großartige Entscheidung war:

1. Der Samstag - der eigentliche Festtag - wurde entzerrt.

2. Das Vogelschießen am Abend vorher wurde zu einem regelrechten Bauerschaftsfest.

Seit der Zeit sind nicht nur die aktiven Schützen anwesend, sondern auch alle Kinder, Frauen und ältere Leute, auch die Freunde der Familien sind mit dabei.

Freuen sich auf den Kaffee: v.li. Maria Lammertmann, Gertrud Glanemann,
Toni Gerling, Renate Gerdemann mit Dorothee, Maria (bei Rickermanns)
Eine Runde Bier für die Musik, und Cl. Weber übernahm alljährlich einmal das Amt des Tambourmajors.
Wer schießt am besten? Vater Heini Kock oder Tochter Annette…?

Leider brannte im April 1988 die Gaststätte Bönstrup, genannt Kroner Heide, fast vollständig ab. Auch der vereinseigene Fahnen- und Pokalschrank, seinerzeit vom Schützenbruder Klaus Bussmann angefertigt, wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Da die Familie Bönstrup auf ihrem Gelände ein Hotel baute, konnte der Schießstand dort nicht bleiben und wurde 1989 abgebaut. Der Vorstand beantragte eine Baugenehmigung für die Errichtung des Schießstandes im Wald gegenüber dem Hof Gerling. Die Stadt Greven und die Autobahnbehörde gaben ihr Ja. Der Naturschutz verweigerte die Genehmigung wegen der Brutzeit der Vögel, zwar mit der Ausnahme, wenn das Vogelschießen nach dem 20. Juli stattfinden würde. Daher beschloss man, den Schießstand auf dem Hof Gerling aufzubauen, was dann endlich 1993 erfolgen konnte. In der Zwischenzeit lieh sich der Schützenverein einen fahrbaren Schießstand aus, den man bei Lammertmanns aufstellte.

Errichten der Schießanlage bei Bönstrup 1978
v.li.: Bernhard und Laurenz Pieper, Manfred Berkemeier, Franz-Josef Gerling, Alfons Bussmann, Josef Pieper, Willi und Klaus Bussmann, Heinz Gerdemann
Auf dem Hof Gerling: Alfons und Willi Bussmann (1993)


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Der Schießsport

ährend der Generalversammlung des Jahres 1960 brachte Schützenbruder Ewald Austmann den Schießsport ins Gespräch. In einigen Schützenvereinen Grevens hatten sich schon Schießgruppen gebildet. Nun wurde in Maestrup auch eine Schießgruppe aufgestellt. Erster Schießwart wurde Josef Austrup, heute in Ascheberg-Herbern, der sich der Sache mit viel Liebe und Einsatz widmete. Das Übungsschießen fand während des Sommers in Maestrups Brook statt. In den Wintermonaten wurde das Training auf Lammertmanns Tenne verlegt. Neben dem Schießsport wurden dabei auch lustige "Döönkes" erzählt. Beliebt waren auch Ringkämpfe im Heu, welches schon für die Morgenfütterung auf der Tenne bereitlag. Zuschauer waren neben den Schützen die Rindviehherde und die Pferde. Schalkhafte Aktivitäten blieben auch nicht immer aus. Bernhard Lammertmann erzählte eine lustige Begebenheit: "Bei einem hitzig ausgetragenen Ringkampf tröpfelte es plötzlich durch die Fugen der Holzdecke. In Verdacht geriet zunächst Lammertmanns Kater; aber dafür war die Sache zu kalt. Bei einem Blick in die Runde stellte man fest, dass Ludger Ebbigmann fehlte. Eine Suchaktion wurde gestartet. Ludger, seit Kindertagen mit allen Schleichwegen im Hause Lammertmann vertraut, konnte erst nach längerem Suchen gefasst werden. Mit vereinten Kräften standfester Männer wurde er in Sicherheitverwahrung genommen, d.h. in ein Freßgitter gesperrt. Um seine Freilassung zu erwirken, mußte er hoch und heilig versprechen, eine Kiste Bier zu spenden.

Daß diese Schießgruppe einmal Schlagzeilen machen würde, ahnte man damals noch nicht. Schon 1961 - ein Jahr nach der Gründung - holte sich die Mannschaft beim Luftgewehrschießen der "Vereinigten Schützengesellschaften" mit den Schützen: Josef Austrup, Ludger Ebbigmann, Alfons Austrup, Heinrich Lammertmann, Werner Schürmann und Albert Gerling den Sieg in der Klasse II.

Zwei Jahre später, 1963, hatten sämtliche Schützenvereine ihre Mannschaften zu den Luftgewehrmeister- schaften der Vereinigten Schützengesellschaften entsandt, die im Saal des Kolpinghauses ausgetragen wurden. Insgesamt gingen 17 Mannschaften mit je 6 Schützen an den Start. Mit 725 Ringen wurde die Maestruper Gruppe Stadtmeister.

Die stolzen Schützen v.li.: Werner Schürmann, Heinz Schürhoff, Ludger Ebbigmann, Alfons Austrup, Heinrich Lammertmann, Albert Gerling.

Nach diesem Erfolg wuchs die Zahl der aktiven Schützen. Inzwischen lief in Greven auch das Kleinkaliberschießen an, und so wurden auch in Maestrup weitere Herren- und sogar auch Damenmannschaften aufgestellt. Diese Mannschaften waren immer wieder sehr erfolgreich und errangen wiederholt die Wanderkette, eine begehrte Trophäe der Vereinigten Schützengesellschaften.

Fast alljährlich konnten oder können wir in der Presse dickgedruckte Überschriften lesen, in denen die Maestruper Schießsportler - Damen oder Herren - als Stadtmeister gelobt werden, oder auf den vorderen Plätzen stehen. Eine außergewöhnliche Vielzahl von Trophäen und Pokalen zeugen von den überwältigenden Erfolgen; alle hier einzeln aufzuführen ist unmöglich.

Es ist unumstritten, dass die Schützinnen und Schützen immer ihr bestes gaben und noch geben. Aber mit Sicherheit wären die Erfolge nicht so groß, wäre da nicht der Schießwart Alfons Bussmann,

ihm gilt besonderer Dank für seinen unermüdlichen Einsatz.

1985 feierten die Schießgruppen das 25-jährige Bestehen mit einem tollen Fest bei Ebbigmanns. Der Schießsport wird vom Schützenverein so gut wie möglich auch finanziell unterstützt.

Jedes Jahr - am Christi Himmelfahrtsfest - findet das schon zu Tradition gewordene interne Vereinsmeister- schießen statt. An dem Tag werden der Vereinsmeister und jeweils die besten Schützen in jeder Altersgruppe ermittelt. Die Sieger werden am Schützenfesttag während der Zeremonie anlässlich des Ausholens des Königspaares auf dem Hof Becker mit entsprechenden Medaillen geehrt.

v.li.:
Martina Kock,
Christoph Bussmann,
Daniel Kock,
Hendrik Ebbigmann,
Stefan Kock,
Florian Micke,
Unten vorn:
Fabian Brinkmeier
Der Nachwuchs
v.li. Christian und Andreas Düsing, Stefan Kock, Nils Niehues, Lena Jinko und Vater
Margret Austmann Erika Austmann, Margareta Ebbigmann, Mandy Ebbigmann
Unermüdlich sorgen die Damen für das leibliche Wohl
Auf dem Hof Becker:
Hinten v.li.:
Franz-Josef Gerling,
Heiner Kock,
Gunth. Gerling,
Hubertus Rickermann,
Franz Becker,
Monika Wigger,
Susanne Bönstrup,
Vorne v.li.:
Andrea Minge,
Michael u. Christian Glanemann,
Dorothee Gerdemann,
Gertrud Becker,
Andrea Austrup,
Beate Stegemann,
Sabine Bönstrup
v.li.:
Arthur Schürmann,
Franz Wigger,
Mathilde Becker,
Felix Austrup,
Bernhard Lammertmann,
Markus Schürhoff
v.li.: Bernhard Lammertmann, Hans Jänsch, Josef Dirkes, Willi Becker

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Alten - Senioren - Vereinsnachmittag

ach langer Diskussion wurde in der Generalversammlung am 23.11.79 beschlossen, einen Altennachmittag einzuführen. Bald nutzte man die elegantere Bezeichnung: Seniorennachmittag. Aber wer zählte sich zu den Senioren? In dem kleinen Schützenverein kamen nur wenige zusammen, und so machte man daraus einen Vereinsnachmittag. Ein Komitee wurde berufen, das unter der Federführung von Josef Gerdemann für die Gestaltung verantwortlich war. Dieses Komitee, ausschließlich Herren, traf sich jedes Jahr - man staune - am Altweiberfastnachtsabend bei Bönstrups, um die zwei Tagesordnungspunkte zu besprechen:

Punkt 1: Termin und Gestaltung des Nachmittags.

Punkt 2: Die Damen der Komiteemitglieder sollen für je zwei Kuchen sorgen.

Schnell waren die zwei Punkte abgehakt und dann nichts wie weg zur Altweiberfastnacht in der Stadt. So ging es zwei, drei Jahre, bis die Damen detektivisch herausfanden, warum die Versammlung so lange dauern mußte. Lauthals protestierten sie: "Wir sitzen zu Hause und ihr vergnügt euch in der Stadt, zudem sollen wir die Kuchen backen, nächstes Jahr sind wir dabei!"

Ab dann wurde es immer ein kleines, aber lustiges Altweiberfest. Nach dem Brand der Gaststätte sagte Maria Lammertmann großzügig: "Kuemt men no us hen, wie häbt ne graute Diele". Diese Abende in der karnevalistisch geschmückten Diele sind unvergesslich. Alle kamen bunt gekleidet. Die Tagesordnungspunkte wurden mehr oder weniger bei ausgelassener Stimmung besprochen. Manchmal lebten auch alte Traditionen auf: einmal wurden nach altem Rezept mit einem langstieligen Waffeleisen Piepkoken, auch "Fastomskoken" genannt, auf dem offenen Herdfeuer gebacken. Ein anderes Mal zeigte Maria Lammertmann, wie man Buchweizenpfann- kuchen backt. Mit Dreifrucht aus ihrem Keller schmeckten sie ausgezeichnet.

Die so vorbereiteten jährlichen Vereinsnachmittage fanden und finden immer regen Zuspruch. Bis 1988 fanden sie in der Gaststätte Bönstrup statt, danach stellte uns die Maria-Himmelfahrt-Pfarrgemeinde freundlicherweise einen Raum zur Verfügung, und zwar im Haus Liudger, das auch über eine Küche verfügt.

Die Nachmittage beginnen mit einem Kaffeetrinken. Viele Damen des Schützenvereins, nicht nur die Damen des Komitees, stiften die tollsten Kuchen, sodass sich sprichwörtlich die Tische biegen, eine echte Kuchenschlacht findet statt. Andere Damen schmücken und decken die Tische, kochen guten Kaffee und spülen. Nach dem Kaffeetrinken wird Unterhaltung geboten: mal nach Kiepenkerlsart, mal werden Sketche vorgeführt oder Bilder bzw. Dias aus dem Vereinsleben gezeigt. Ganz wichtig ist aber auch immer das Zusammentreffen und Reden miteinander.

Kaffee in der Gaststätte Bönstrup
Sketch von Josef Pieper und Josef Post
Im Haus Liudger
Hinterer Tisch von links:
Wilhelm Ebbigmann,
Fr. und Ä. Wigger,
M. und Cl. Weber,
Ewald Reckers,
A. Ebbigmann,
M. Reckers,
M. Lammertmann
Vorderer Tisch von links:
H. Pieper,
K. + H. Kimina,
M. Stegemann und Ludger Stegemann


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Winter- bzw. Karnevalsfest

bie schon an anderer Stelle erwähnt, wird Ende Januar ein Winter- bzw. ein Karnevalsfest gefeiert, bei dem natürlich ein Kostüm oder aber wenigstens eine bunte Narrenkappe nicht fehlen darf.

Gabi Minge, Alfons Austrup, Josef Gerdemann

Eine spannende Unterbrechung des närrischen Treibens ist jedes Jahr eine Tombola.

Die finanzielle Lage des Vereins war der Anlass, durch eine Verlosung die Vereinskasse aufzubessern. In den ersten Jahren des Vereins wurden oft Schützenfeste in einem umfangreichen Zelt im Hofe der Gaststätte Bönstrup und mit einer großen Musikkapelle gefeiert. Dieses war für den kleinen Verein bald nicht mehr finanzierbar. Trotz Erhöhung des Mitgliedsbeitrages rutschte man immer wieder in die roten Zahlen.

So schlug Schützenbruder Ewald Schürmann 1964 vor, während des Winterfestes eine Tombola anzubieten. Er erklärte sich für die Durchführung bereit; die Generalversammlung stimmte dem Vorschlag zu. Bald zeigte sich, dass diese Entscheidung richtig war: die Verlosung fand guten Zuspruch und trug und trägt noch heute einen nicht unerheblichen Beitrag zum Kassenstand bei - schwarze Zahlen sind der Beweis. Nach einigen Jahren übergab Ewald Schürmann die Verantwortung an Wilhelm Bussmann. 1973 erklärten sich Willi Becker, Heinz Kock und Albert Gerlig bereit, die Gewinne zu beschaffen -se es käuflich oder durch Spenden- die Tombola aufzubauen und die entsprechenden Gewinnnummern anzubringen. Später sorgte dann Familie Becker viele Jahre in unermüdlichem Einsatz für die großen und kleinen Dinge, die mit einigem Glück gewonnen werden konnten und noch können.

Während des Karnevalsfestes verkaufen junge Damen mit viel Geschick die Losröllchen an die Feiernden. Spannung pur beim Aufrollen! Niete? Nummer?



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Bierkönig - Fantakönigin

m Maestruper Schützenverein ist es üblich, dass nach dem Königschießen auch ein "Bierkönig" ermittelt wird. Dafür wird beim Vogelmachen auch ein kleines Holzfass angefertigt. Es ist noch zu vermerken, dass nicht der Bierkönig ein Fass Bier bezahlen muß, sondern die drei vorletzten Schützen; also eine spannende Angelegenheit!

1984 hatte man die Idee, bei den Damen eine "Fantakönigin" zu ermitteln. Auch dafür muß natürlich ein Fässchen gebastelt werden. Ebenso wie bei den Herren, müssen die drei vorletzten Schützinnen die Unkosten für Fanta und Cola (75 DM) beim Frühschoppen am Sonntag tragen.

Bierkönig Felix Große Maestrup


Spielmannszüge der Nachbarvereine musizierten gerne in Maestrup


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Vereinsjahr - Vereinsleben

ast alle Veranstaltungen des Schützenvereins fanden bis zum Brand 1988 im Vereinslokal Bönstrup statt.

Die Generalversammlung: In den ersten Jahren Anfang Januar, später Mitte November.

Das Winter- bzw. Karnevalsfest: Am letzten Samstag im Januar.

Der Vereinsnachmittag: Im Monat März.

Die heilige Messe für den Schützenverein: Im Mai in der Martinikirche.

Das Vogelstangeschmücken und das Vereinsmeisterschießen: Im Monat Mai.

Das Vogelschießen: Bis 1977 an verschiedenen Stellen, danach am Vereinslokal.

Das Schützenfest: Im Vereinslokal mit angebautem Zelt, im Juni bzw. Juli

Das Erntedankfest: Im September/Oktober.

Nach 1988

m April 1988 ging eine Ära des Schützenvereins plötzlich zu Ende: das Vereinslokal stand nicht mehr. Man mußte völlig umdenken und neue Wege finden. Alle waren sich einig, dass es irgendwie weitergehen mußte, und man suchte nach Möglichkeiten, die auch bald gefunden wurden:

Die Generalversammlung fand beim Gastwirt Binder in Wentrup statt.

Das Winter- bzw. Karnevalsfest mit der Tombola wurde in der Gaststätte Wauligmann in Guntrup gefeiert.

Für den Vereinsnachmittag fand man auf Fürsprache eines Schützenbruders im Haus Liudger an der Marienkirche liebevolle Aufnahme.

Für die Vereinsmeisterschaft und das Erntedankfest stellte die Familie Kock freundlicherweise ihre Scheune zur Verfügung.

Das Schießen um die Königswürde konnte erst einige Jahre auf dem Hof Lammertmann und dann auf dem Hof Gerling durchgeführt werden.

Das Ausholen des Königspaares fand nach wie vor auf dem Hof Becker statt.

Großzügigerweise bot die Familie Gerdemann dem "obdachlosen Verein" für das Schützenfest ihre neue Halle an. Diese liegt in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Behausung des Grevener Originals "Pluggen Hiärm, und so wird sie allgemein "Pluggen-Hiärm-Halle" genannt. Dort findet am Nachmittag der erste Königstanz, das anschließende Kaffeetrinken - oft an die 100 Personen - die beliebte Kinderbelustigung und am Abend der Königsball, der Höhepunkt des Schützenfestes, statt. Die Bewirtung hat der Wentruper Gastwirt Binder übernommen, der auch für eine Sektbar sorgt, die schon früh dicht umlagert ist. Am folgenden Mittag klingt das Schützenfest in der Halle mit Freibier und am Nachmittag mit einem Kaffeetrinken aus.



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Resümee

as Bestehen des Schützenvereins war also 1988 nicht ernsthaft gefährdet, weil immer wieder Mitglieder in selbstlosem Einsatz für die Belange des Vereins eingetreten sind,

sei es im Vorstand,
im militärischen Vorstand,
durch Zurverfügungstellen ihrer Räumlichkeiten,
ebenso beim Schmücken der Festhallen,
beim Aufbauen der Schießstange,
bei der Bewirtung der Gäste,
und nicht zuletzt in der Verrichtung von tausend Kleinigkeiten hinter den Kulissen.

Diese Chronik konnte nur dank der Mithilfe vieler Schützenvereinsmitglieder entstehen. Zu erwähnen sind dabei besonders Bernhard Lammertmann mit seinen interessanten Beiträgen, ebenso Ewald Recker, der als langjähriger Schriftführer uns die Protokollbücher und seine umfangreiche Bildersammlung zur Verfügung stellte.

Toni und Albert Gerling
Maestrup, Anno 2007

Im Juni 2013 feierten Toni und Albert ihre Goldene Hochzeit

 

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Fortsetzung folgt ...